Biblische Leitplanken für die Gemeinde Gottes der Zukunft
Andre Machel, 03.2014

„Wie sieht aus heutiger Sicht die Zukunft der Bewegung der Gemeinde Gottes aus?“ Eine Frage, die mir neulich gestellt wurde. Die Geschichte der Gemeinde Gottes in Amerika wie auch in Deutschland ist vielschichtig. Wir haben ein großes Erbe! Wir dürfen Gott danken für das, was er in unserer Gemeindebewegung getan hat. Die junge Generation aber möchte vorwärts gehen und das ist richtig. Mit neuem Mut und Ansporn wollen wir nach vorne schauen und gleichzeitig dankbar sein für Gottes Gnade in der Vergangenheit. Wie wird sich die Gemeinde Gottes in Zukunft der Welt darstellen und worin ihren Auftrag erfüllen? Wer nun erwartet, dass ich hier eine riesige Vision für die Zukunft entwerfe, den muss ich wohl enttäuschen. Ich bin davon überzeugt, dass wir bei unserem Blick nach vorne zu der einfachen Frage zurückkehren müssen: „Wie stellt sich Gott seine Gemeinde vor?“ Eine Gemeinde, die sich vom Wort Gottes prägen lässt, wird auch im 21. Jahrhundert eine leuchtende „Stadt auf dem Berge“ sein! Die Gemeinde Gottes der Zukunft muss eine

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„Evangeliums-Gemeinde“ sein! Mitten in einer religiös pluralistischen Gesellschaft gilt es, das Evangelium mutig, freudig aber auch demütig zu verkündigen: Jesus ist Herr! Niemand kommt zum Vater als allein durch Jesus Christus. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben! In seinem Sohn Jesus Christus rettet der heilige Gott uns unheilige verlorene Menschen aus Schuld und Sünde. Auf dem Markt der religiösen Möglichkeiten gibt es kein Heil und keine Rettung. Der Mensch bleibt leer und ein Suchender! Die Evangeliums-Posaune darf nicht nur der Name einer Zeitschrift sein, sondern die Gemeinde Gottes muss ihrem Wesen nach einer Posaune gleichen, die das Evangelium laut in Dörfern und Städten erschallen lässt! (Rö 1,1-17; Gal 1,1-10; Eph 1)

„Bibel-Gemeinde“ sein! „Wieder zurück zu der Bibel!“ muss weiterhin eine der zentralen Anliegen der Bewegung der Gemeinde Gottes sein. In einer Zeit, in der meist nur „Zuckerwatte-Theologie“ geboten wird, müssen wir zur Vollkost des Wortes Gottes zurückkehren. Das bedeutet gesunde und schriftgebundene Ernährung. Wir brauchen Prediger und Bibellehrer, die „mächtig in der Schrift“ sind. Schriftauslegende Predigten sind wichtig! Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts sind uns darin ein Vorbild. Sie haben ganze biblische Bücher auslegend durchgepredigt. Dadurch werden Gemeinden gesund nach innen und außen wachsen! Gottes Wort gibt uns Leben und Wegweisung, indem es uns immer mehr in das Bild Jesu formt und umgestaltet. Eine gesunde Gemeinde ist daher eine Gemeinde, die das Wort Gottes hört, immer wieder neu durch das Wort gereinigt, erfrischt und geheiligt wird. (Lukas 24, 13-49; 2. Tim 3,14-17; Kol 4,16)

„Gemeinde der Wiedergeborenen“ sein. Durch die Neugeburt wird der Mensch ein Mitglied der Gemeinde Gottes. Ein Christ zu sein, bedeutet nicht nur, die richtigen Lehren der Bibel zu kennen oder sich einer Gemeindeorganisation angeschlossen zu haben. Christsein heißt, neues Leben aus Gott empfangen zu haben und in einer lebendigen Beziehung mit Jesus Christus zu leben. Wer zu Jesus gehört, gehört somit auch zu seiner Gemeinde! Hier bestimmt kein menschliches Gremium, wer dazu gehört, sondern wir preisen Gott für seine rettende Gnade zusammen mit allen, die in ihr stehen und dazugehören! (Joh 3,16; 2. Kor 5,17-17)

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„heilige Gemeinde“ sein. ‚Heilig sein‘ hat nichts mit grauer Kleidung und stillen Klosteranlagen zu tun! Sie ist die höchste vollkommenste Schönheit und Herrlichkeit! Gott ist heilig und erwartet von denen, die neues Leben durch seine Gnade empfangen haben, dass sie ihm ähnlich werden. Dies bedeutet, sie sollen heilig sein wie Gott heilig ist, abgesondert vom gewöhnlichen Gebrauch hin zum göttlichen Gebrauch! Heiligkeit als Absonderung meint aber nie Entfernung! Gott ist heilig, aber nicht von uns entfernt! Vielmehr sondert Gott sein Volk aus für eine Mission, einen Auftrag, für eine Sendung. Wenn die Gemeinde Gottes heute und in Zukunft Integrität haben und dafür bekannt sein will, muss sie heilig sein, sich von der Welt unterscheiden ohne die Welt zu verlassen! Sie muss bereit sein, jeden Preis zu bezahlen, den eine treue und entschiedene Nachfolge Christi erfordert! Wir müssen von unserer Sendung her leben und mitten in dieser Welt eine Kolonie des Himmels sein, eine Rettungsstation für eine um uns verloren gehende Welt! Dabei müssen wir der Welt zugewandt sein! (Rö 12,1-2; 1. Thess 5,23-24)

„Reich-Gottes-Gemeinde“ sein. Als Gemeinde sind wir eine Gemeinschaft des Reiches Gottes. Haben wir noch eine lebendige Sicht vom Reich Gottes? Wenn ja, dann beten wir, dass mehr Menschen ihr Leben unter die Gottesherrschaft stellen und in den Qualitäten des Reiches wachsen (die Bergpredigt und die Paulusbriefe zeigen uns die Lebensqualität des Reiches). Das Reich Gottes ist mitten unter uns! Wir vertrauen dem Herrn des Reiches und freuen uns über die Ausbreitung des Reiches Gottes. Zuletzt warten wir auf die Vollendung des Reiches, wenn Jesus wiederkommt. Überall dort, wo die Herrschaft Gottes sichtbar wird, werden wir eine Wort-Tat-Kraft -Dimension erleben: Das Wort in Lehre, Predigt und Ermahnung; die Tat wie Barmherzigkeit üben, Geben, Gastfreundschaft, Dienen; die Kraft in Heilungen und Wundern. In allen drei Bereichen haben wir viele Erfahrungen in der Gemeinde Gottes gemacht. Wir beten auch weiterhin: „Herr, manifestiere deine Herrschaft! Dein Reich komme!“ (Lk 9,1-2; Röm 14,17)

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„Gemeinde der Einheit“ sein. Die Sorge um die christliche Einheit ist das Herzstück des Erbes unserer Bewegung. Schmerzt es uns immer noch tief, wenn wir die Zersplitterung unter Gottes Volk sehen? Die Denominationen und Trennungen sind nicht verschwunden wie es unsere Pioniere der Anfangszeit erhofften. Sie sind unter uns – und Gott bewahre! – manchmal auch wegen uns! Einheit ist Gabe und Aufgabe zugleich. Nach Epheser 4 ist sie eine Schöpfung des Heiligen Geistes, eine Gabe an uns! Wir können die Einheit nicht schaffen, aber fleißig sollen wir sein, sie zu bewahren! Ja, es fordert „Fleiß“! Auf meinen Reisen erlebe ich es: da gibt es schwarze und weiße Christen. Einige springen und jubeln gerne, feiern laute Gottesdienste, während andere es vorziehen, eine stille und andächtige Atmosphäre zu haben. Die einen betonen die Lehren von Johannis Calvin, die anderen von John Wesley. Die einen lieben es, Traditionen zu bewahren. Andere sind offen für neue Ideen und dynamisch in Mission und Evangelisation – vielleicht sogar in einer Art, die die ‚Traditionalisten‘ unter uns als ‚anstößig‘ empfinden würden. Ja, es gibt auch nicht immer die gleiche Lehrmeinung über ein und denselben Bibelvers. ABER: Gegen alle menschlichen Versuchungen, aufgrund dieser Unterschiedlichkeiten auseinander zu gehen, müssen Christen den Willen zur Einheit bewahren! Vielmehr gilt es, dass wir uns untereinander befruchten und gemeinsam die Schätze entdecken, die wir in Christus haben! Wir müssen offen sein für die ganze Gemeinde Gottes und uns nicht allein von den Begrenzungen unserer Ortsgemeinde und Kultur bestimmen lassen. Vielfalt in der Einheit ist das Geschenk Gottes an seine Gemeinde! Lasst uns allen „Bluterkauften“ die Bruderhand reichen! Der Herr hat sein Volk auch in anderen Kirchen und Gemeinschaften. Für mich ist es immer eine große Bereicherung, die eigenen Gemeindegrenzen zu überschreiten und in einem fruchtbaren Verhältnis von Geben und Nehmen mit anderen wiedergeborenen Christen Gemeinschaft zu pflegen. Ich möchte nicht weniger Geschwister haben als Gott Kinder hat! Mit David möchte ich sagen: „Ich halte mich zu allen, die dich fürchten und deine Befehle halten!“ (Ps 119, 63) Für manche Gemeinden gilt der Ruf zur Einheit heute so: „Gehet heraus aus eurer sektiererischen Enge! Erweitert euren Horizont!“ (Joh 17,20-26; 1. Kor 12,12-31; Eph 4,1-16)

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„Missionsgemeinde“ sein Die Missionsgeschichte der Gemeinde Gottes ist spannend. Bereits sehr früh verließen Pioniermissionare die USA und reisten in alle Richtungen der Welt. Die bekannten Brüder Dobert, Ebel, Vielguth und Arbeiter schifften nach Europa. Andere gingen nach Afrika, Süd-Amerika, in die Karibik. Heute gibt es große Gemeindeverbünde unserer Bewegung in Kenia und Indien. In Süd-Ost-Asien wurde mit der Mission erst in der jüngeren Vergangenheit begonnen. Unsere Väter waren unterwegs - sind wir stehen geblieben? Sie waren Pioniere - sind wir zu schnell zu Siedlern geworden? Ich freue mich, dass auch heute viele Missionsprojekte vor Ort und im Ausland unterstützt werden. In Zusammenarbeit mit anderen Missionswerken brennen hierfür viele Herzen in unseren Gemeinden. Aber dennoch stehen wir immer in Gefahr, uns in ein Gemeinde-Ghetto zurückzuziehen. Die Gemeinde ist nicht zum Selbstzweck da. Wir stehen unter dem Missionsauftrag: „Geht hin in alle Welt!“ H.M. Riggle schrieb in seinem Buch ‚Die neutestamentliche Gemeinde‘ über die Gemeinde von morgen: „Sie muss eine Gemeinde sein, die immer bessere Wege sucht, die Botschaft von der rettenden Wahrheit in alle Teile der Erde zu tragen!“ (S. 149). Missionarische Verkündigung gekoppelt mit der Diakonie - der helfenden Hand! (Mt 25,36-40; 28,18-20, Apg 1,8)

Die Gemeinde Gottes ist von ihrem Potenzial, ihrer Autorität und von ihrer Vollmacht her wie ein Riese. Viele Gemeinden gleichen aber leider einem schlafenden Riesen. Wenn so einer einschläft, vergisst er, welche Kraft er besitzt. Diese Riesen müssen aufgeweckt werden! Wir brauchen Erweckung und Erneuerung! Wir müssen erkennen, welche Fülle und Kraft wir in Christus breits besitzen! Gott möchte nicht, dass wir unsere Vergangenheit ausblenden. Vielmehr soll sie uns wie ein Steuerruder zur Navigation dienen und uns nicht wie ein ausgeworfener Anker ausbremsen. Mit Christus dürfen wir vorwärts gehen. Ortgemeinden werden wachsen, schlafen, stagnieren oder sterben – doch die Gemeinde Gottes lebt und “die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!” (Mt 16,18)