Erinnerung an Erhard Kern (23.07.1925 - 26.01.2001)

Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten, hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben...

2. Tim. 4, 7-8.

Mit 23 Jahren fand Erhard Kern seinen Weg im Leben und dieser Weg war - Jesus Christus. Ihn hat er von ganzem Herzen liebgewonnen. Seither war er in der Gemeinde Gottes. Dieser Begriff "Gemeinde Gottes" war für ihn sehr wertvoll im Leben. Bruder Heinz Hoss segnete ihn für die Arbeit im Reiche Gottes ein und er begann für den Herrn zu arbeiten.

Im Januar 1952 wurde er wegen der Teilnahme an Gottesdiensten als aktiver Christ inhaftiert und zu 25 Jahre verurteilt. Dank der großen Gnade Gottes, musste er nicht 25 Jahre, sondern 4,5 Jahre im Gefängnis bleiben.. Eine lange Zeit… In diesen schweren Jahren im Alter von 28 bis 32 J. konnte er Gott treu bleiben. Mit dankerfüllten Herzen denken wir an die Brüder und Schwestern, die in den schweren Jahren der Verfolgung Gott treu geblieben sind. Br. Hoss hat erzählt, dass es während der Zeit im Gefängnis, eine besonders schwere Zeit gab, in der man die Brüder gegeneinander zu stimmen oder gar aufzuhetzen versuchte. Stundenlang dauerten die Verhöre, dabei wurden die Brüder verleumdet. Er ging erschöpft nach dem Verhör um ca. 3 Uhr Morgens in seine Zelle. Im Korridor durfte er Br. Kern sehen, den man zum Verhör geführt hat. In dem Augenblick, in dem sie auf einer Linie waren, sagte Br. Kern freudig: „Preis dem Herrn, Br. Heinz!“. Diese aufmunternde Begrüßung hat ihn wie neu belebt. Er konnte mit neuen Kräften weiter dem Bösen wiederstehen.

Wir lesen in dem Hebräerbrief: "Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort gesagt haben; ihr Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach." Hebr. 13, 7

Br. Kern ist am 23.07.1925 in Blumental in Ukraine geboren, lebte in Kasachstan, Usbekistan, Lettland und seit 1978 in Deutschland. In jedem Wohnort, wo er lebte, fanden Menschen zu Jesus und es fanden auch immer Gottesdienste statt. Er hatte immer einen Blick für die ganze Gemeinde Gottes, also nicht nur für die, die sich zu der sichtbaren Institution zählen, sondern für alle, die gewaschen im Blute des Lammes sind. Er hatte den Mut, die Geschwister zusammen zu bringen. Denn er kannte keine Grenzen, die zwischen den wiedergeborenen Kindern Gottes sein konnten. Auch zu der Zeit, als er von einer Gemeinde umgeben war, in welcher die missionarischen Tätigkeiten nicht gewünscht waren, blieb er den Aufgaben Jesu treu. Er fühlte sich dort nicht wohl, wo die biblischen Lehren nicht voll gepredigt und praktiziert wurden. Er sagte öfters: "Mit einem halben Herz kommt man nicht in den Himmel"

Für unsere jüngere Generation und für die heutige Jugend hatte er ein großes Herz und war für sie Ansprechpartner in vielen Fragen. Man konnte mit Ihm über alles sprechen. Er konnte seine Fehler bekennen und freute sich, wenn er sah, das es Kinder Gottes gab, die etwas besser tun konnten als er. Er freute sich, wenn irgendwo auch nur ein kleines Feuer für Jesu gebrannt hat. Es bekümmerte ihn, wenn Parteilichkeiten in der Gemeinde entstanden und sich eine Gruppierung über die andere gestellt hat. Er liebte die Menschen und blieb im biblischen Sinne unparteiisch.

Mit Dankbarkeit denken wir an die Jugendtage oder Jugendseminare, wie er sie zuerst nannte, die er in Lindenberg schon im kranken Zustand geleitet hat. Er frohlockte, wenn junge Leute mit Interesse die Bibel studierten, wenn sie dem Herrn auf Musikinstrumenten gespielt und gesungen haben.

Viele Geschwistern erinnern sich an die Zeiten in Bad Liebenzell, wo er mehrmals Begegnungen der Kinder Gottes aus verschiedenen Städten und verschiedenen Gemeinden organisierte. Während der Kur in Oberstaufen bekehrte sich eine Schwester, die dann die Frohe Botschaft zu sich nach Hause brachte und so entstand dort eine kleine Gemeinde.

Er hat vielen Menschen mit Rat und Tat geholfen. Auch in seinen letzten Tagen verfasste er bis spät in die Nacht Briefe und half den Rußlandsdeutschen aus der ehemaligen UdSSR nach Deutschland zu kommen. Er war betrübt, wenn Menschen die Ausreise verweigert wurde und schrieb wieder und wieder…
Er übersetzte vom Deutschen ins Russische folgende geistliche Bücher

  • "Was die Bibel lehrt" von Smith
  • "Die Neutestamentliche Gemeinde" von Riggle
  • "Das Reich Gottes" von Byrum, Riggle, Smith in denen wichtige biblische Lehren enthalten sind
und schrieb eine ganze Reihe von Gedichten, die zu einem Gedichtsband zusammengefasst wurden. Einige seiner Artikel wurden in der Zeitschrift "Erwählter Fremdling", die er zum mit gestaltet hat, veröffentlicht.

Für uns, die wir heute um ihn trauern, ist er ein Vorbild der Liebe und Selbstlosigkeit. Er gehörte nicht zu den Menschen unserer Zeit, die sich für groß und wichtig hielten, sondern er war sanftmütig.

Kern

Auf dem Bild sehen wir Br. Kern während seiner letzten Taufe im Dezember 1999. Er tauft Br. Alexander Maier in einem schönen Bergsee. Die, in den winterlichen Schlaf versunkenen Bäume, der weiße Schnee und das reine Wasser vom Bergsee schauen mit Staunen zu wie ein Bund des guten Gewissens zwischen Gott und Menschen geschlossen wird. In der Luft ist es fast zu hören: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.

Er hatte die Sehnsucht, viel zu tun, er sah, dass die Ernte groß ist, aber der Arbeiter sind wenige. . ., sein Herz brannte für Jesum, es brannte für die Gemeinde Gottes. Gott aber hat gesagt: "Bis hierher und nicht weiter."

Wir nehmen an, das er in Gottes Augen den Zustand erreicht hatte, in dem Gott mit ihm zufrieden war. Er nahm Ihn zu sich in seine Herrlichkeit.

Wir danken Gott, dass es Seine Gnade war, die in Bruder Kern gewirkt hat und ihn von einem Sünder zu einem gesegneten Mann Gottes machte.

"Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach" Off. 14, 13.

Waldemar Illg, Juni 2011